aus dem SPIEGEL
Letztes Wort
Klatschende Ohrfeigen übertönten die
Tango-Rhythmen aus der Musikbox. Das Nachtleben der Rembrandt-Schenke
im oberfränkisch-biederen Kurort Bad Berneck erreichte seinen
Höhepunkt: Zwei CSU-Prominente gaben gratis eine
bodenständige Mitternachts-Schau.
Dr. med. Klaus Bloemer, 47, im Hauptberuf
außenpolitischer Berater des CSU-Chefs Franz-Josef Strauß,
war vergrätzt, daß Ihn der schwerreiche Industriemanager und
CSU-Bundestagsabgeordnete Dr. jur. Wolfgang Pohle, 64, als "Skribenten"
angefrotzelt hatte.
Als Mitglieder der Bonner CSU-Landesgruppe sich nach
einer Klausurtagung in Bad Berneck durch nächtlichen Barbesuch
entspannten, verteilte Bloemer mit alkoholgelöster Zunge Zensuren:
"Barzel ist eine große Null." Über Pohle am Nachbartisch:
"Die CSU kann sich begraben lassen, wenn sie noch mehr so
Arschlöcher hat." Ferner war "Idiot", "Kreatur" und
"Scheißkerl" zu verstehen.
Die Diagnose mißfiel Pohle, seit 1965
geschäftsführender Gesellschafter des reichsten Deutschen,
Friedrich Flick. Er erhob sich, schritt zu Bloemer und schlug ihm ins
Gesicht.
Parteifreunde reagierten auf die Einlage
unterschiedlich. Einer drehte die Musik auf höchste
Lautstärke, um den Kampflärm zu übertönen. Leo
Wagner, als parlamentarischer Geschäftsführer eine Art Hirt
der CSU-Herde, verlegte sich auf intensives Tanzen. Nur der
Gastdelegierte Franz Heubl, bayrischer Minister und Abgesandter Bayerns
in Bonn, wagte sich direkt an die Streitenden, trennte und brach den
Fight ab. Dann schickte er Pohle und Bloemer in ihre Ecken.

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